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7. – 12.10.2019 Im zauberhaften Duoro-Tal

Im Herbst 2018 bot uns Helmut Nocker einen richtigen „Ruder-Leckerbissen“ an – durch das Douro-Tal im Norden Portugals – ob Christian und ich Interesse hätten. Von Pöchlarn waren Britta & Peter und auch Berthold schon mit von der Partie. Es brauchte keine Überredungskünste und wir sagten sofort zu.

Helmut Bruckner (WIB) war zu Pfingsten 2018 mit Helmut Nocker(MÖV) bereits am Douro. Beide waren so begeistert, dass sie eine weitere Wanderfahrt im Herbst 2019 organisieren wollten.
Diese 7-tägigen Wanderfahrten werden vom Ginásio Clube Figueirense, einem portugiesischen Ruderclub, organisiert. Das Paket umfasst Boote, Unterkünfte, gesamtes Essen, gesamtes Trinken, Bustransport und Besuch einer Quinta (Weingut) mit Weinverkostung.

Im Sommer 2019 musste Helmut Bruckner leider krankheitsbedingt die alleinige Organisation Helmut Nocker überlassen. Es war ihm nicht mehr möglich, an dieser Wanderfahrt teilzunehmen. Am Tag unserer Abreise, dem 3. Okt., wurde uns mitgeteilt, dass Helmut Bruckner den Kampf gegen seine schwere Krankheit verloren hat.

Der Douro entspringt in Spanien, fließt 213 km durch Portugal von Ost nach West und mündet bei Porto/Vila Nova de Gaia in den Atlantik. Fünf Schleusen ermöglichen die Schifffahrt auf portugiesischem Gebiet. Die Schleuse Carrapatelo ist mit 35 m die höchste.

Porto – die Stadt mit ca. 240.000 Einwohnern– gehört, wie das Douro-Tal, zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Wir Pöchlarner reisten gemeinsam mit Helmut & Anna Maria Nocker am Donnerstag an und erkundeten Porto. Dichte Häuserreihen stehen terrassenartig vom Flussufer Ribeira bis hinauf zur Kirche der Kleriker mit ihrem 79 m hohen Turm (wir waren oben!) auf der einen und bis zur Kathedrale auf der anderen Seite. Wir drängten uns durch die engen, stark belebten Gassen mit den kleinen Geschäften und Konditoreien. Besonders die süßen Pastéis de Nata hatten es uns angetan. Es verging kein Tag, an dem wir nicht eines aßen! Und das Nationalgericht Francesinha kosteten wir selbstverständlich auch!

Viele Kirchen und Paläste sind in barocken Baustil errichtet. Eine Besonderheit sind die blauen Fliesen (Azulejos), die nicht nur die Außenfassaden schmücken. Sechs Brücken verbindet Porto mit dem gegenüberliegenden Gaia. Die interessanteste ist die Ponte Luis I. Gebaut von einem Unternehmen Gustav Eiffels, eröffnet 1886, hat diese Brücke zwei Ebenen, eine für U-Bahn und Fußgänger, eine für den Straßenverkehr. In Gaia, dem Zentrum der Portweinerzeugung, besichtigten wir einen Weinkeller und tummelten uns auf der belebten Uferpromenade, wo „alles aus Kork“ – Taschen, Gürtel, Brillenetuis, Fächer, etc. – verkauft wird.

Am Sonntag zu Mittag waren alle 20 Teilnehmer in Porto eingetroffen: vier vom Bodensee (WIB), vier aus Salzburg (MÖV), zwei vom Wolfgangsee, eine aus Graz (RCG), acht aus Niederösterreich (PÖC, ALE, NOR) und einer aus Wien (ELL). Als Auftakt organisierte Helmut Nocker eine 6-Brücken-Bootsfahrt und ein gemeinsames Abendessen.

Die eigentliche Wanderfahrt begann mit der 3 ½ -stündigen-Zugfahrt durch das bezaubernde Douro-Tal nach Pinhão. Die Weingärten zeichnen geometrische Muster in die Landschaft. Senkrecht, waagrecht oder zig-zag-förmig sind die Zeilen angelegt. Zahlreiche Quintas (Weingüter) thronen hoch oben auf den Hügeln. Die Bahnlinie folgt im oberen Drittel dem Douro. Das Tal ist an einigen Stellen sehr eng durch Felsen auf beiden Seiten, dann wird es wieder weiter und Orangenhaine reichen bis ans Ufer.

In Pinhão angekommen, spürten wir sofort die Sommerhitze von 28°. Das Organisationsteam von Ginásio erwartet uns mit zwei Bussen und einem Klein-LKW. Auf ging es auf kurvigen Straßen zum Foz do Sabor (Mündung des Sabor), wo bereits unser erstes Picknick liebevoll aufgebaut war. Alles, was das Herz begehrt, stand am Tisch. So war es die ganze Woche: jeden Tag zu Mittag wurden wir bestens versorgt mit Obst, Salat, Schinken, Käse, Brot, Getränken, Thunfisch-Bohnen-Salat, gebratene Hühnerstücke, etc.

Vor dem Wassern der Boote hielten wir eine Gedenkminute für Helmut Bruckner. Er wäre so gerne mit von der Partie gewesen.

Das „Aha“-Erlebnis war, als Britta ihre Mannschaft zusammenrief: Alle ans Boot! Und zehn Hände wollten das Boot ins Wasser transportieren. „Stop, stop“, ertönte die aufgeregte Stimme von Rute (oder war es Valdemar?), „we do it all, you just row!“ Das war’s! So eine Wanderfahrt würden wir uns immer wünschen. Wir hatten nichts anderes zu tun als zu rudern! Alles andere wurde von den vier Betreuern gemacht: grüner Teppich beim Ein- und Aussteigen, damit wir nicht ausrutschten, immer eine Hand zum Anhalten und. Picknick aufgebaut bei jedem Mittagsstopp. Valdemar begleitete uns die ganze Woche mit seinem kleinen Motorboot. Er warnte uns vor Gefahrenstellen (wo wir als Stromruderer gar keine erkennen konnten – er hatte manchmal so seine liebe Not mit uns!), und versorgte uns während der Fahrt mit Trinkwasser. Die Hotels waren first class, das Essen und der Wein ebenso. Wir waren im siebten Ruderhimmel!

Pünktlich zur vereinbarten Zeit waren täglich unsere Boote bereit. Die Strecken, die zu bewältigen waren, lagen zwischen 24 und 42 km pro Tag. Eine besondere Aufregung für unsere Bregenzer war die Schleusung. Es war für sie das erste Mal! Aber auch wir „Donau“-Ruderer waren noch nie in 32 bzw. 35 m hohen Schleusen. Besonders besorgt war unsere Begleiter Valdemar, dass wir nicht umkippen. Daher mussten wir den Bootshaken entlang der Leiter führen und zusätzlich ein Seil um eine Boje werfen. Das Seilwerfen war eine Kunst, die gelernt werden musste.

Bei perfektem Wetter genossen wir jeden Teil dieser abwechslungsreichen Strecke. An einigen Tagen war es so heiß, dass wir in der Mittagspause in die kühlen Fluten sprangen. Die 38 km am Dienstag wollten nicht enden. Die Hände wurden immer länger und der Gegenwind immer stärker. Die Mannschaften wurden täglich neu zusammengestellt und harmonierten immer sehr gut.

Am Ende nach 177 km begossen wir diese wunderschöne Woche mit Portwein und Whisky im Strandbuffet.

Danke Helmut & Anna Maria Nocker für die Organisation samt Bootseinteilung und dem 4er-Team von Ginásio Clube Figueirense für den grünen Teppich und dass wir nur unsere Bootssäcke tragen mussten. Danke auch dem Wettergott für eine Woche Sonnenschein!

Diese Wanderfahrt war sicher eine der schönsten, an der wir je teilnahmen. Wir wollten 2020 wiederkommen. Schade für uns und gut für Ginásio – es waren alle drei angebotenen Termine schon ausgebucht, aber irgendwann……

Bericht: Otti Hill