„Jeder, der dabei war, ist ein Held“
So lautete – im Nachhinein betrachtet – das Motto unserer diesjährigen Wanderfahrt von 14. – 20. August auf der oberen Donau. Wir hatten unter anderem mit brütender Hitze, bösartig herausragenden Felsen, heftigen Sturzfluten von oben, wilden Strömungen von unten, einem Minenfeld und keine Fehler verzeihenden Schleusen zu kämpfen. Aber alles der Reihe nach.
Treffpunkt der 16 Mann-und-Frau starken Gruppe, bestehend aus Anita, Berthold, Birgit, Ute, Regina, Britta & Peter, Gudrun & Walter, Otti & Christian, sowie der Verstärkung aus dem Westen mit Irmi, Susi & Manfred und Anna Maria & Helmut war im Ruderclub in Ulm, wo es nach dem Mittagessen mit dem Ziel in Günzburg los ging. Bei niedrigem Wasserstand und sehr sommerlichen Temperaturen waren an diesem Tag vier Schleusen zu bewältigen, vor denen uns kein roter, sondern vielmehr jeweils ein dicker, grüner Teppich aus Algen und Wasserpflanzen empfing, der die Einfahrt in die Schleusen erheblich erschwerte.
Nur die Mannschaft der „Stadt Pöchlarn“ weiß, wie es geschah, dass ihr Boot in der letzten Schleuse beim Herausmanövrieren plötzlich, wie in Zeitlupe, nach Backbord kippte – und kenterte. Zum Glück ist niemandem etwas passiert, auch an materiellen Verlusten war nur eine Sonnenbrille zu beklagen. Da es bis zur „Wieder-Ruder-Tauglichkeit“ doch einige Zeit in Anspruch nahm, war letztlich an diesem Tag nur dieser Mannschaft die eigentlich von allen ersehnte Badepause vergönnt.
Durch die auch dadurch bedingte Zeitverzögerung gingen wir am Abend schon sehr hungrig in Günzburg in ein italienisches Restaurant, um dort dann noch fast zwei Stunden auf das – sehr gute – Essen zu warten. Der Unmut darüber, dass man mit der Temperatur des Tellers und der darauf befindlichen Ravioli nicht zufrieden war, bescherte sieben anderen zu noch späterer Stunde einen edlen Grappa auf Kosten des Hauses.
Der zweite Rudertag mit dem Ziel Donauwörth verlief ruhig und war primär durch große Hitze und wenig Strömung gekennzeichnet. Für eine kurze, vor allem aber bei den am Vortag Gekenterten für eine heftige, Aufregung sorgte allerdings eine Unachtsamkeit eines Mannschaftskameraden beim Schleusen. Beim Öffnen der Schleuse für die Boote nach dem Ablassen des Wassers in der Schleuse erwischte er einen falschen Knopf, sodass sich nicht das untere Schleusentor öffnete, sondern sich vielmehr das obere zu regen und Wasser von oben in die Schleuse zu schwappen begann. Der daraufhin in den Gliedern steckende Schreck wurde am Abend mit Obst, genauer gesagt mit einer Runde Williams-Birne, erfolgreich bekämpft und ausgemerzt.
Kopfzerbrechen bereitete einigen die Frage, ob in Donauwörth die Durchfahrt unter der Brücke aufgrund des sehr niedrigen Wasserstands überhaupt möglich ist. Nach dem Anlegen der Boote in Schwenningen wurden die beiden besonders kritischen Stellen in Donauwörth unter und kurz nach der Brücke über eine Stunde lang begutachtet und abgegangen und es wurde gefachsimpelt, ob und wie sie eventuell doch fahrbar wären. Zu guter Letzt herrschte Einigkeit darüber, die Stellen am nächsten Tag zu umgehen, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
Nach der Ankunft am nächsten Vormittag bei der Brücke in Donauwörth mussten die Boote daher über Stock und Stein entlang des Ufers ca. 60 m getragen werden. Wer die „Hans Andritz“ kennt, weiß, was das bedeutet. Danach galt es, unmittelbar nach den Stromschnellen bei sehr unruhigem Wasser und gleich beginnend mit einer Wende einzusetzen, was den beiden Mannschaften der „Stadt Pöchlarn“ und der „Hans Andritz“ bravourös gelang. Fünf Wagemutige beschlossen, mit der „Bechelaren“ den Ritt über die zweite Stromschnellenpassage, die an einer Stelle gerade noch fahrbar schien, zu versuchen. Dass doch einige Nervosität herrschte, zeigte sich daran, dass vor dem Einstieg gleich 3 (!) Ruder verkehrt eingehängt wurden. Nachdem der Fehler aber zum Glück noch rechtzeitig bemerkt wurde, stand der schlussendlich erfolgreichen Mission nichts mehr im Weg.
Der nächste Nervenkitzel folgte bereits etwa 2 km später, als zuerst das Anlanden und Aussteigen am Ufer und schließlich die Weiterfahrt auf der Donau aufgrund von Minenfunden verboten war. Nach 400 m ohne Ausstiegsmöglichkeit und in „Todesgefahr“ war die Sperre auch schon wieder vorbei, ohne dass wir eine einzige Mine gesichtet hatten.
Der krönende Abschluss des Tages fand schließlich nicht auf dem Wasser, sondern vielmehr auf dem Land statt. Irgendwie erwischte der Vereinsbus auf der Fahrt vom Ruderclub ins Hotel in Neuburg eine falsche Abzweigung und ratterte mehrere hundert Meter mitten durch einen Park und auf einem Gehsteig entlang, um endlich bei einem Zebrastreifen wieder auf die Straße zu finden. Die Fußgänger haben´s gelassen genommen – und wir auch.
Am nächsten Tag stand eine 57 km lange Monster-Etappe zum Kloster Weltenburg bevor. Nach etwa 35 km und kurz vor der Mittagspause war da noch eine Schleuse, und der Landdienst bemühte sich redlich, den drei Mannschaften zu erklären, wie die auf den nächsten 1,5 km vorherrschenden Strömungen und Steinformationen am besten zu (um-)fahren sind. Leider ist die Umsetzung solcher Anweisungen, wenn man nach stundenlangem Rudern bei wenig Strömung und großer Hitze schon etwas müde und erschöpft ist (und vor allem nicht damit gerechnet hat, dass da vor der Pause noch so was daherkommt) nicht so einfach. Und deshalb fand sich eins der Boote samt Mannschaft einige Minuten später mit einem Riss im Boot auf einem Felsen aufsitzend wieder. Mit einer beherzten Ruderleistung schafften sie es ans Ufer, bevor das Boot vollständig mit Wasser gefüllt war. Die anschließende Mittagspause wurde zum fachmännischen Flicken bzw. Picken des Bootes genutzt, sodass einer Weiterfahrt letztlich nichts mehr im Wege stand. Kurz vor der Sperrstunde der Küche im Kloster Weltenburg um 18:30 Uhr erreichten auch die letzten beiden Boote ihr Ziel. Ute´s Geburtstag an diesem Tag wurde mit einer köstlichen Torte gefeiert – und alles war wieder gut!
Der nächste Tag war zu einem guten Teil der Kultur und der Entspannung gewidmet: Auf ein kurzes Foto-Shooting beim Kloster Weltenburg und der Durchfahrt durch den landschaftlich atemberaubenden Donaudurchbruch folgte ein ruhiges und friedliches Dahinrudern auf der 37 km langen Etappe nach Regensburg bei herrlichem Wetter und mit einigen Badepausen. Im dortigen Ruderclub erwartete uns Ulrike bereits mit Kuchen, gefüllten Brezeln und Getränken, abends stand eine Altstadt-Führung, Bummeln sowie eine Einkehr im Hofbräuhaus auf dem Programm.
Sportlich ging es am nächsten Tag mit einer wunderschönen Ruderfahrt durch Regensburg weiter, bevor es – kurz nach einer Badepause der Mannschaft der „Stadt Pöchlarn“ etwas außerhalb – zu regnen begann. Zuerst noch wenig, dann etwas mehr, und dann stand da eine weiße Regenwand vor uns. Einen Wolkenbruch und etwa 5 km später war selbst die beste Regenjacke kurz vorm Kapitulieren und die Boote gut gefüllt. Das tat aber der guten Stimmung keinen Abbruch. Der Tag klang schließlich nach einem herrlichen Abendessen in der Pizzeria in Deggendorf mit einem Grappa aus.
Einen noch schöneren Ausklang gab es nur nach der letzten kurzen Etappe mit dem Ziel Niederachdorf am nächsten Tag: der Landdienst empfing die Ruderer nach insgesamt 245 absolvierten Kilometern mit Sekt, Knabbereien und einem „Willkommen im Ziel“-Banner! Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen fiel die Verabschiedung zwischen allen sehr herzlich aus, bevor es nach sieben sportlichen, ereignisreichen und lustigen Tagen für alle wieder nach Hause ging.
Bericht: Regina Engel