Mit Neugier erwarteten wir, welches Gewässer wir heuer 2016 auf unserer Wanderfahrt kennen lernen sollten. Britta offenbarte uns im Mai, das Ziel werden die Unstrut und die Saale sein. Ob die Unstrut überhaupt ein Fluss ist?, fragten wir uns. Ja, noch dazu der längste Nebenfluss der Saale (192 km, Ursprung in Nordthüringen) im Bundesland Sachsen-Anhalt in Deutschland. Die Saale kannten wir vom Hörensagen und Halle an der Saale war uns auch ein Begriff.
Schlussendlich waren wir 12 Teilnehmer vom URV Pöchlarn und 2 „Pöchlarner“ aus dem Mühlviertel: Peter & Britta, Walter & Gudrun, Michl & Dorli, Franz & Trude, Sigi & Maria, Christian & Otti und die Mühlviertler Manfred & Susi, sowie zwei Boote (2 x 4 +), zwei Fahrräder und zwei Busse: 10 fahren in den Booten, zwei mit den Fahrrädern (oder laufen) und zwei mit den Bussen.
Die Fahrt nach Naumburg/Saale, unserem ersten Ziel, verlief zügig. Sehr zügig sogar, dass sich vermeintliche Bremslichter am überholenden Fahrzeug als „Polizei folgen“ entpuppten, dem Peter unverzüglich Folge leistete. Die deutschen Hüter der Geschwindigkeit waren so perplex, dass man in Österreich mit einem Bootsanhänger 100 kmh anstatt der in Deutschland vorgeschriebenen 80 kmh fahren darf, so dass sie uns ungeschoren mit einem „gute Reise“ davonkommen ließen.
Wir setzten unsere Boote in Roßleben an der Unstrut aufs Wasser. Was für ein romantischer Fluss!! Sie schlängelt sich durch Blumenwiesen, gesäumt von Erlen, Buchen und Eschen, deren Äste ins Wasser hängen, bedeckt mit Wasserlinsen und gelben Teichrosen. Auf Anhöhen begrüßten uns Burgen, wie die Festung Wendelstein und Schloss Neuenburg. Die Niveauunterschiede sowohl auf Unstrut als auch auf Saale werden durch unzählige Schleusen geregelt. Die kleineren sind handbetrieben von hauptberuflichen Schleusenwärtern, deren Hauptbeschäftigung anscheinend Rasenmähen und Gartenpflege ist. Auf der Unstrut benützen viele Kanus und Boote die Schleusen, auf der Saale werden es immer weniger.
Kurz vor Naumburg fließt die Unstrut in die Saale. Diese ist etwas breiter als die Unstrut. Doch auch sie schlängelt sich durch die schöne Landschaft von Sachsen-Anhalt. Wieder tauchten nach der einen oder anderen Flussschlinge imposante Bauwerke auf: Weißenfels, Merseburg, Schloss Wettin und die Bernburg. Waren es keine Burgen, so staunten wir über die aufwändige Architektur der Ruderhäuser: Weißenfels, Merseburg und Bernburg, um nur einige hervorzuheben. Sie erschienen wie kleine Schlösser gebaut von betuchten Rudervereinen vor ca. 100 Jahren.
Erst ab Bernburg (letzter Tag) veränderte sich die Landschaft in eine Ebene. Zum Schutz vor Hochwasser verläuft links und rechts ein Erdwall. Abwechslung bringen nur Gruppen von Pappeln oder Weiden. Das Ziel und Endstation unserer Wanderfahrt war Barby, wo die Saale in die Elbe mündet. Hier erwarteten uns bereits Dorli und Michl mit einer kleinen Jause und (einem oder mehreren Gläsern) Sekt. Wir freuten uns, dass wir unsere Wanderfahrt mit vielen schönen Erlebnissen abschließen konnten.
Während so einer Sportwoche darf natürlich das „Kulturelle“ nicht zu kurz kommen. Ein netter Reiseführer in Naumburg schilderte uns lebhaft das Leben des Friedrich Nietzsche. Wir kosteten in Freyburg, das sich tatsächlich im „Burgenland“ befindet, den Rotkäppchensekt direkt in der Kellerei. Heute wissen wir auch, dass die Burg Wettin 450 m lang und 145 m breit ist. In der Bernburg wanderten wir auf den Spuren von Till Eulenspiegel. Auf eigene Faust erforschten wir die Stadt Halle/Saale – Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel und Schwesternstadt von Linz. Auch die Stadt Leipzig samt dem Völkerschlachtdenkmal und der Nikolai-Kirche konnten wir an einem regnerischen Tag besuchen.
Im Übrigen war uns der Wettergott gnädig. Nur am Mittwoch, 10.8., hat es am Vormittag richtig gewaschelt. Ruderboote und Radfahrer suchten jeweils Schutz unter einer Brücke (natürlich nicht derselben!) und ließen den ärgsten Regen niederprasseln. Sonst immer eitel Sonnenschein. Am letzten Tag tauchten wir im langweiligen Abschnitt noch in die Fluten der Saale, um uns von den 29° Hitze zu erfrischen.
Nicht zu vergessen sind unsere immer gemeinsamen Abendessen. Da wurde geschlemmt und gekostet, dass so mancher sich im Bett den vollen Bauch wegwünschte. Auch verriet sich einer nach einigen Glaserl Wein und nannte seine langjährige Ehefrau „Ingrid“ anstatt „Susi“. Was das wohl heißen mag?? Empfehlenswert in Halle/Saale ist der ausgezeichnet kochende Italiener, der eigentlich ein Ungar ist. Im Allgemeinen ist es jedoch im ehemaligen Ostdeutschland noch nicht bekannt, dass man „schneiden muss, wenn Ernte ist“. Wenn wir nach längerem Suchen ein offenes Restaurant für unseren Mittagstisch fanden, waren einige davon beim Besuch von 14 Personen direkt überfordert. Ein Highlight war allerdings die „Sonder-Bar“ in Bernburg -> höchst empfehlenswert!
Wir bedanken uns bei Britta für die reibungslose Organisation und dass sie für uns diese ausgezeichneten Hotels in Naumburg, Halle/Saale und Bernburg ausgesucht hatte: alleine diese Frühstücksbuffets sind es wert, an einer Wanderfahrt teilzunehmen.
Bericht: Otti Hill