Von Gießen nach Lahnstein am Rhein
Die Vereinswanderfahrt des Jahres 2004 führte die Ruderer des URV Pöchlarn an die Lahn, wo am 14. August 2004 bei Gießen (Flusskilometer – 10) die 147 km lange Strecke in Angriff genommen wurde und deren Ende am 21. August 2004 bei Flusskilometer 137 gefeiert wurde.
Unser Obi Peter Kaufmann hat uns für dieses Jahr wieder einmal eine tolle Wanderfahrt ausgesucht. Los ging‘s am Samstag, den 14. August, im strömenden Regen mit 2 Kleinbussen, 1 Anhänger und 1 Privat-PKW nach Wetzlar, wo wir unser erstes Quartier gebucht hatten. Insgesamt waren wir 19 Leute, wobei immer 3 für den Landdienst zuständig waren. Nur Trude zog ihren Drahtesel vor und begleitete uns an Land. Mit dabei waren: Helga und Peter Kaufmann, Pips und Bodo Buchberger, Trude und Franz Wenko, Inge und Berthold Schlechta, Lisbeth und Hermann Vogler, Judith und Sepp Stummer, Maria und Sigi Mandic, Britta Perger und Peter Abrahamczik, Brigitte Salzer, Liesl Smetana und Birgit Tötzl. Mit auf die Reise kamen natürlich auch unsere fahrbaren Untersätze Christiane, Bechelaren II und Hans Andritz, alles Doppel-Vierer mit Steuermann.
Die Fahrt war lang und anstrengend, aber die Stimmung passte vom ersten Augenblick an. Im Hotel in Wetzlar angekommen, wurden die Wanderfahrtneulinge und die Alten Hasen von Peter offiziell willkommen geheißen und die Lahn 2004-Leiberl ausgeteilt. Nach dem langen Tag im Auto waren wir begierig, endlich rauszukommen und machten uns bald auf zu einem kleinen Rundgang in Wetzlar und einem nicht ganz so kleinen Abendessen. Am Sonntag ging‘s ab nach Gießen, wo wir einsetzen wollten.
Natürlich ging das mit dem Einsetzen nicht so schnell, zuerst mussten wir den Start der Wanderfahrt feiern wir stießen mit von Lisbeth und Hermann gespendetem Prosecco an! Bei der Aufnahme von einem Gruppenfoto mit den neuen Leiberln stieg Hermann mit sicherem Tritt voll in die Sch…, dem Glück für die nächste Woche stand somit nichts mehr im Weg. Unser Start lag bei km 9,8 (es war schon ein tolles Gefühl, als wir endlich ins Plus kamen); vor uns 147 km mit insgesamt 28 Bootsgassen, manuellen und elektrischen Schleusen.
Am Anfang war die Lahn so schmal, dass wir gerade noch für die Ruder Platz hatten, um die Kurve mussten wir mit viel Fingerspitzengefühl steuern. Unsere erste Bootsgasse bescherte uns Abenteuer pur. Wir stiegen alle aus, einer hielt bugwärts das Seil des Bootes, heckwärts wurde mit einem Ruder dirigiert und so ließen wir das Boot hinuntertreideln. Nach der zweiten Rutsche waren wir schon Profis. Die erste manuelle Schleuse bewältigten wir an diesem Nachmittag, gefolgt von vielen in den nächsten Tagen. Unser Landdienst erwartete uns schon und kurbelte wie wild die Schleusen auf, das artete schon mal in den einen oder anderen Wettkampf aus, mit Anfeuern und allem Drum und Dran.
In den Schleusen war es ziemlich eng, wir rückten so gut es ging zusammen, meist waren auch noch ein paar Kanufahrer mit von der Partie. Am Montag hatten wir wieder einiges vor uns, gleich am Anfang mussten wir an einer sehr engen Stelle übertragen, wir konnten das Boot nur auf einer Seite halten. Dann ging‘s nach ein paar Kilometern so richtig spannend weiter beim Durchfahren der Stromschnellen. Mittags stärkten wir uns hoch oben auf dem Berg in dem malerischen Braunfels, ein wunderschöner Ort mit Fachwerkbauten und Schloss. Der nächste Morgen bescherte uns wieder Aufregung in aller Frühe, da wir einen langen, dunklen und engen Tunnel (200 m) durchrudern und dann noch im Dunklen darauf warten mussten, bis die Schleuse aufmachte. Erst nachdem wir die gleich nachfolgende zweite Schleuse bewältigt hatten, konnten wir mit dem Rudern loslegen. Später verpasste uns der Landdienst an einer weiteren Schleuse, da die Leute dort sagten, wir wären schon durch. Gemeint hatten sie wohl Kanufahrer, wir kamen leider erst später an und mussten uns selber helfen ? dafür wurden wir gleich beim Aussteigen mit kalten Getränken verwöhnt.
Ein weiteres Highlight war die bereits traditionelle Frühstücksausfahrt in wunderschöner Morgenlandschaft mit Nebelschwaden, herrlich glattem Wasser, Reihern, kleinen Entchen und tauüberzogenen Blumen und Pflanzen. Wir genossen das Lahntal in dieser Woche in vollen Zügen, besonders in der zweiten Hälfte unserer Fahrt erinnert es an unsere Wachau. Das Lahnufer säumten malerische Landschaften, Burgen und Schlösser auf beinahe jedem Berg (z.B. Kloster Arnstein, Burg Runkel, Schloss Braunfels, Dom Limburg, Burg Lahnstein, …), idyllische Vegetation, die Kanäle zu den Schleusen zum Teil übersät mit Wasserlilien und Seerosen. An Land waren es die herrlichen Fachwerkbauten und die verwinkelten Gassen der Altstädte von Wetzlar, Limburg, Nassau, Braunfels und vieles mehr, das es uns angetan hatte.
Der letzte Rudertag war ein Wahnsinn, in der ersten Schleuse haben wir schon gesungen, und das mehrstimmig, laut und mit Begeisterung, vom Volkslied bis zur deutschen Schlagerschnulze, zwischen der 1. und 2. Schleuse ebenfalls, nur unterbrochen von etwas unrhythmischem Japsen. Mittagessen in Bad Ems, Liesl hat uns mit Bad Emser Wasser begrüßt – bestimmt gesund, aber iihh war das grauslich. Am Nachmittag ging‘s dann weiter mit Schleusen und begeistertem Singen, diesmal unterstützt durch ein, zwei Flascherln Wein. Die Schleusenwärter lächelten teils erhaben (na, die sind aber verrückt, die Österreicher), die meisten lachten aber mit uns mit.
Bei km 137 kam dann das große Finale: Empfang am Bootssteg des Rudervereins Lahnstein kurz vor der Mündung der Lahn in den Rhein mit einem Transparent – gebastelt aus Küchenrollen, Transportgurten und Rudern „Ende Wanderfahrt Lahn 2004“, das unser Landdienst (Trude, Liesl, Franz und Sigi) kreiert hatten. Wir feierten mit Sekt und gegenseitigem um den Hals fallen – die Rührung war groß. Am Hänger war sogar ein Buffet aus Salzbrezeln, Schnitten und Crackern zu unserer Stärkung aufgebaut. Ein Hoch dem Landdienst!
Später sind wir noch zum Rhein gewandert, wo wir uns spontan zusammenstellten und „Wahre Freundschaft“ sangen – zum Heulen schön. Am Abend haben wird dann – wie immer – ausgezeichnet gegessen und uns bei Peter und Britta für die hervorragende Organisation mit einem kleinen Geschenk bedankt. Ein selbstgeschriebenes Gedicht von Lisbeth machte dies besonders feierlich.
Es war eine wunderschöne und lustige Wanderfahrt, keine Probleme, keine Verletzungen, keine Pannen und keine Löcher im Boot. Das Wetter hat die ganze Woche mitgespielt, nur manchmal hat es am Abend bzw. in der Nacht geregnet. Unser Obi Peter Kaufmann hatte die Fahrt wie immer perfekt geplant, vom Aussuchen der Strecke, genauestem Strecken- und Schleusenplan (nur die WC-Pausen waren nicht eingetragen) bis hin zur Bootseinteilung. Beim Aussuchen und Buchen der Quartiere unterstützte ihn Britta Perger tatkräftig.
Wir möchten uns ganz herzlich bei Peter und Britta für ihre Mühe und die viele Zeit, die sie dafür geopfert haben, bedanken!
Bericht Birgitta Tölzl